Antrag im Bundestag: Hilfe für Kinder mit psychisch oder suchtkranken Eltern

Der Bundestag hat am Donnerstag, 4. Juli 2024, erstmals einen Antrag mit dem Titel „Prävention stärken – Kinder mit psychisch oder suchtkranken Eltern unterstützen“ (20/12089), den die Fraktionen SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP gemeinsam eingebracht haben. Der Antrag wurde im Anschluss zur weiteren Beratung an den federführenden Ausschuss für Familie, Senior*innen, Frauen und Jugend überwiesen.

Hier können Sie nachlesen, worum es genau geht und die Reden der Abgeordneten hören.

Frauengesundheit reloaded

Die kostenfreien Fachzeitschrift impu!se für Gesundheitsförderung erscheint viermal jährlich und widmet sich immer wechselnden Themen. Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis diskutieren darin aktuelle Entwicklungen im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention und berichten aus der konkreten Arbeit in Praxisprojekten. Wir weisen zudem auf neu erschienene Fachpublikationen sowie aktuelle Veranstaltungen der LVG & AFS sowie anderer Einrichtungen hin.

In der aktuellen Juni-Ausgabe wird sich dem Thema Frauengesundheit gewidmet. Die Landesfachstelle hat einen Beitrag zum Thema Weibliche Realitäten: Alkohol, Nikotin und Medikamente im Blick verfasst.

Die aktuelle Ausgabe finden Sie hier.

Umfrage zu Erfahrungen der LSBTIQ*-Community gestartet – Landesregierung bringt Lebenslagenstudie auf den Weg

Die Lebensrealitäten und Lebensentwürfe von queeren Menschen sind vielfältig, jedoch nicht vielfältig in der Landschaft vertreten und sichtbar. Das muss sich ändern. Auch in Bezug auf queerfreundliche Suchthilfeangebote. Eine landesweite Online-Umfrage widmet sich endlich den „Lebenslagen und Erfahrungen von LSBTIQ* in NRW“.

Das teilen der Studie ist ausdrücklich erwünscht, damit möglichst viele Menschen überall im Land verteilt erreicht werden.

„Lebensrealitäten und Lebensentwürfe von queeren Menschen sind vielfältig. Um mehr über ihre Lebenssituation zu erfahren, startete das Chancen-Ministerium eine breit angelegte Lebenslagenstudie. Mitten in der CSD-Saison beginnt die landesweite Online-Umfrage zu „Lebenslagen und Erfahrungen von LSBTIQ* in NRW“. Die wissenschaftliche Untersuchung zielt darauf ab, die vielfältigen Lebensentwürfe und Lebensrealitäten von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen sowie nicht-binären und queeren Personen in unserem Bundesland besser zu verstehen und sichtbar zu machen. Im Zentrum der Lebenslagenstudie sollen neben generellen Betrachtungen vor allem drei Themenbereiche stehen: Gesundheit, Sicherheit und Integration.

Über die Webseite https://www.queere-lebenslagen-nrw.de können Teilnehmende ihre Erfahrungen, Wünsche und Hindernisse auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben teilen.

Die Untersuchung richtet sich dabei nicht nur an alle Personen in Nordrhein-Westfalen, die sich als LSBTIQ* identifizieren. Auch Angehörige dieser Personen – wie Familienmitglieder, Partnerinnen und Partner sowie enge Freundinnen und Freunde – sind eingeladen, an der Umfrage teilzunehmen.

Gleichstellungsministerin Josefine Paul: „Es ist höchste Zeit, die Realität und die Bedürfnisse von LSBTIQ*-Menschen in unserem Bundesland umfassend zu erfassen. Wir wollen wissen, wie es den Menschen geht, welche Erfahrungen sie machen und was noch passieren muss, um echte Gleichbehandlung und Akzeptanz zu erreichen. Diskriminierung und Ausgrenzung dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben. Deshalb rufe ich alle LSBTIQ*-Personen sowie ihre Angehörigen auf, an dieser wichtigen Studie teilzunehmen. Ihre Teilnahme, als LSBTIQ*-Personen oder als Eltern oder Geschwister einer queeren Person, ist deswegen so wichtig, weil nur durch Ihre konkreten Erfahrungen und Rückmeldungen die Vielfalt und Komplexität der Lebenslagen von LSBTIQ*-Menschen sichtbar gemacht werden kann. Wir werden gut zuhören, was Sie uns sagen. Machen Sie mit!“

Die wissenschaftliche Untersuchung fußt auf einem Antrag des Landtags Nordrhein-Westfalen von Oktober 2023. Mit der Studie soll eine umfassende Datenbasis zur Gesundheit und sozialen Situation von LSBTIQ* Menschen in Nordrhein-Westfalen aufgebaut werden.

Auf Basis der Erkenntnisse will das Land Nordrhein-Westfalen Maßnahmen ergreifen, um Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*geschlechtliche, Inter*geschlechtliche, nonbinäre und queere Menschen besser vor Diskriminierung zu schützen.

Durchgeführt wird die Studie durch das sozialwissenschaftliche Beratungsinstitut Rauh Research Management. Mit einem Team aus erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern hat das Institut in den vergangenen Jahren bereits mehrere ähnliche Projekte in Brandenburg, Schleswig-Holstein, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt.

Die Umfrage ist in den Sprachen Deutsch, Englisch sowie in einfacher Sprache verfügbar. Die Teilnahme dauert etwa 20 bis 30 Minuten.“ (Quelle: https://www.land.nrw/pressemitteilung/umfrage-zu-erfahrungen-der-lsbtiq-community-gestartet-landesregierung-bringt)

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.mkjfgfi.nrw/menue/lsbtiq/lebenslagenstudie-lsbtiq

Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende

Der Drogentotengedenktag am 21. Juli 2024 bietet eine wichtige Gelegenheit, der Menschen zu gedenken, die ihr Leben auf Grund der prekären Begleitumstände beim Konsum illegalisierter, sowie legaler Drogen verloren haben. In Deutschland stiegen die Zahlen der Drogentoten im Jahr 2023 erneut an. Laut dem aktuellen Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) verstarben im Jahr 2023 insgesamt 2.756 Menschen an den Folgen ihres Konsums, was eine traurige Zunahme im Vergleich zu den 2.591 Verstorbenen im Jahr 2022 darstellt.

Insgesamt verstarben im Jahr 2023 383 Frauen (342 im Jahr 2022; 306 im Jahr 2021). Verschiedene Faktoren tragen zu dieser besorgniserregenden geschlechtsspezifischen1 Entwicklung bei.

Zum einen haben Frauen oft einen anderen Zugang zu und Umgang mit Drogen als Männer. Häufig spielen soziale und psychologische Faktoren eine größere Rolle. Bei vielen Frauen findet der Erstkonsum durch ihre Partner (in heterosexuellen Beziehungen) oder innerhalb ihres sozialen Umfeldes statt. Zudem sind Frauen häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen, die oft im Zusammenhang mit traumatischen Erlebnissen wie Gewalt oder Missbrauch stehen und die Substanz der Versuch zur Selbstmedikation sein kann. Diese psychischen Belastungen führen nicht selten zu einer erhöhten Anfälligkeit für Suchterkrankungen.

Ein weiterer Faktor ist, dass Frauen oft seltener und später Hilfe suchen. Dies kann auf eine stärkere soziale Stigmatisierung und auf Angst vor der Trennung von ihren Kindern zurückzuführen sein. Zudem erhalten sie seltener spezifische Angebote zur Suchtbehandlung, die auf ihre besonderen Bedürfnisse abgestimmt sind.

Die körperlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen spielen ebenfalls eine Rolle. Frauen reagieren anders auf bestimmte Substanzen und haben oft ein höheres Risiko für schwere gesundheitliche Komplikationen, was zu einer erhöhten Sterblichkeit führen kann. Die medizinische Versorgung und Präventionsarbeit müssen daher dringend auf diese Unterschiede eingehen und entsprechende Maßnahmen entwickeln.

Der Drogentotengedenktag soll nicht nur den Verstorbenen gedenken, sondern auch die Öffentlichkeit sensibilisieren und einen dringenden Appell an die Politik richten, umfassendere Maßnahmen zur Drogenprävention und -behandlung zu ergreifen. Der Zugang zu schadensmindernden Angeboten wie Drogenkonsumräumen, Substitutionstherapien und speziellen Hilfsangeboten für alle Konsumierenden muss verbessert werden. Nur durch ein ganzheitliches und inklusives Konzept können wir langfristig die Zahl der verstorbenen Drogengebrauchenden senken und den betroffenen Menschen eine Perspektive bieten.

In Gedenken an die Verstorbenen und in Solidarität mit ihren Familien und Freund*innen müssen wir weiter dafür kämpfen, dass jeder Mensch die Unterstützung erhält, die benötigt wird, um ein gesundes und sicheres Leben zu führen. Der Drogentotengedenktag 2024 erinnert uns daran, dass hinter jeder Zahl ein Mensch steht, dessen Verlust eine Lücke hinterlässt. Alle Infos zum Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende finden Sie hier.

1Es liegen keine Daten jenseits der binären, heterosexuellen Geschlechtermatrix vor. Daher wird ein binärer Frauen-/Männerbegriff verwendet. Dies spiegelt nicht unsere Haltung bezüglich Geschlechtervielfalt dar.

Flyer für Eltern mit Erfahrungen mit Substanzkonsum oder einer Abhängigkeitserkrankung

Insgesamt trägt eine offene Kommunikation in Familienkonstrukten dazu bei, dass Kinder in einem unterstützenden und verständnisvollen Umfeld aufwachsen, was für ihre langfristige emotionale und psychische Gesundheit von entscheidender Bedeutung ist. Das gilt natürlich auch für eine offene Kommunikation über eine Abhängigkeitserkrankung.

Es ist aber absolut nicht selbstverständlich und leicht für Eltern so transparent mit ihren Kindern über ihre eigene (Sucht-)Geschichte zu sprechen.

Um Eltern Mut zu machen und eine Idee/Hilfestellung zu geben, diesen Schritt zu gehen, haben wir einen Flyer entwickelt der sich eben an genau diese Eltern richtet und in Beratungsstellen ausgelegt werden kann oder online als pdf downloadbar ist.

Wir versenden den Flyer kostenfrei in der gewünschten Stückzahl. Bestellung nehmen wir an über: info@belladonna-essen.de

Und um noch schnell ein paar Gründe zu nennen, warum es so wichtig ist:

1.     Transparenz und Vertrauen

2.     Verständnis und Reduktion von Schuldgefühlen

3.     Emotionale Unterstützung

4.     Bildung und Prävention

5.     Normalisierung des Gesprächs über psychische Gesundheit

6.     Förderung der Resilienz

7.     Stärkung der familiären Bindung

Wie sich der Zyklus auf Craving auswirkt

Hinweis: In Ermangelung gendersensibler Daten jenseits der binären, heterosexuellen Geschlechtermatrix wird im vorliegenden Beitrag ein binärer Frauen- und Männerbegriff verwendet.

Die Reaktionen auf Substanzen variieren und das Verlangen nach ihnen kann von Tag zu Tag unterschiedlich stark sein. Dies wird u.a. durch Hormone beeinflusst, wie aus einem Überblicksartikel hervorgeht, der die Ergebnisse von insgesamt 39 Studien aus dem Vereinigten Königreich und Spanien zusammenfasst.

Geschlechtshormone beeinflussen die Freisetzung von Dopamin. Insbesondere die Geschlechtshormone Östrogen und Testosteron sind relevant. Je höher die Hormonspiegel bei Frauen und Männern sind, desto empfindlicher reagiert das Gehirn auf die belohnende Wirkung von Substanzen. Diese Hormone beeinflussen das Belohnungssystem und erhöhen die Freisetzung von Dopamin. Dopamin wird insbesondere dann freigesetzt, wenn wir eine Belohnung erwarten. Es ist also für das Gefühl der Vorfreude verantwortlich. Bei Substanzkonsumproblemen kann dieses Gefühl zu einem Verlangen („Craving“), werden. Ein hormonell bedingter Anstieg des Dopaminspiegels verstärkt Craving.

Nachweislich ist das Konsumverhalten von der Phase des Menstruationszyklus abhängig. Der Östrogenspiegel bei Frauen variiert je nach Phase des Menstruationszyklus (sofern keine hormonelle Verhütung stattfindet). Während der ersten Hälfte des Zyklus steigt der Östrogenspiegel an, was Menschen mit Zyklus empfindlicher für die Wirkung von Substanzen macht. In dieser Phase fällt es Abhängigkeitserkrankten schwerer, auf den Konsum zu verzichten. Wenn der Östrogenspiegel in der zweiten Hälfte des Zyklus sinkt, steigt gleichzeitig der Progesteronspiegel an. Progesteron mindert die belohnende Wirkung und Craving kann gedämpft werden.

Es gibt jedoch unterschiedliche Auswirkungen von Progesteron bei Männern und Frauen. Der dämpfende Effekt von Progesteron zeigt sich jedoch nur bei Frauen. Bei Männern scheint das Hormon den gegenteiligen Effekt zu haben. Männer mit höherem Progesteronspiegel leiden eher unter verstärktem Konsumdruck. Forschende erklären dies damit, dass Hormone bei Frauen und Männern an unterschiedlichen Stellen im Gehirn wirken und dadurch unterschiedliche Effekte hervorrufen.

Sucht hat immer eine Geschichte – Lesereise

Gerne machen wir auf die Veranstaltungsreihe der ginko Stiftung aufmerksam:

Es ist wieder Zeit zum Lauschen. Gemeinsam mit Ihnen freuen wir uns auf die 7. Online-Lesereise „Sucht hat immer eine Geschichte – wir erzählen mehr davon“.
Ab dem 10. Oktober 2024 kommen wir wieder digital zusammen und hören drei unterschiedlichen Lebensgeschichten zu. Diese Lesereise widmen wir den Themen „Migräne bis zur Tablettenabhängigkeit“, „Obdachlosigkeit“ und „dem Leben ohne Alkohol“. Alle drei sind
Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens und doch fällt es schwer, darüber zu reden.
Mit der 7. Online-Lesereise möchten wir hinschauen, Verständnis für suchtfördernde Einflussfaktoren schaffen und Sie ermutigen, den Autor:innen Fragen zu stellen.

Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen – Digital. Kostenlos. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an Eltern, Fachkräfte sowie an alle Interessierten.

Der Flyer zur Veranstaltungsreihe.

Weg mit §218

Gerne teilen wir die Pressemitteilung des Paritätischen, der die Kommissions-Vorschläge zur Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs begrüßt.

Als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Selbstbestimmung von Schwangeren bewertet der Paritätische Wohlfahrtsverband die heute vorgestellten Empfehlungen der “Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin” für eine Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Durch eine rechtliche Verortung des Schwangerschaftsabbruchs außerhalb des Strafrechts sowie die Einführung eines Rechtsanspruchs auf Beratung, wie von der Kommission alternativ zur Beratungspflicht empfohlen, würde endlich die unsägliche Stigmatisierung beendet, denen ungewollt Schwangere bisher ausgesetzt sind. Der Verband fordert die Bundesregierung auf, die Empfehlungen der Kommission schnellstmöglich umzusetzen.


“Die Autonomie der Schwangeren und der Schutz des ungeborenen Lebens können nicht mit den Mitteln des Strafrechts verwirklicht werden. Statt Schwangere in schwieriger Lebenslage zu kriminalisieren und durch die Androhung von Strafen zusätzlich unter Druck zu setzen, braucht es Zugang zu Informationen, Hilfe und Unterstützung. Keine Schwangere darf allein gelassen werden und es muss Schluss sein mit Stigmatisierung. Der Schwangerschaftsabbruch muss enttabuisiert werden, um den Weg frei zu machen zu aufgeklärten, selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Entscheidungen, zum Schutz des Lebens und der Gesundheit der Schwangeren”, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen.
Die Forderung der Kommission nach einem flächendeckenden, niedrigschwelligen, barrierefreien und vielsprachigen Beratungsangebot, das kostenfrei und im Wege eines Rechtsanspruches zur Verfügung steht, sei unbedingt zu unterstützen. Auch die Stärkung von Präventionsmaßnahmen wie u.a. der kostenfreie Zugang zu Verhütungsmitteln für Menschen im Transferleistungsbezug und mit geringem Einkommen ist eine langjährige Forderung des Paritätischen und seiner Mitgliedsorganisationen. Darüber hinaus fordert der Verband die Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen für alle selbstbestimmten Schwangerschaftsabbrüche.


Der Verband spricht sich dafür aus, dass der §218 gestrichen und der selbstbestimmte Schwangerschaftsabbruch und alle damit im Zusammenhang stehenden Regelungen außerhalb des Strafgesetzbuches geregelt werden. Der Schwangerschaftsabbruch gegen den Willen der schwangeren Person dagegen muss nach Ansicht des Paritätischen Straftatbestand bleiben und hier der Strafrahmen vom Vergehen zum Verbrechen verschärft werden. “Für den Verband ist es Haltung und Auftrag zugleich, dass das historische Erbe Deutschlands vor allem aus der Zeit des Nationalsozialismus, in der u.a. Zwangsabtreibungen und -sterilisationen legitimiert wurden, nicht vergessen werden darf. (…) Das damit verbundene Unrecht darf sich niemals wiederholen”, heißt es in der verbandlichen Positionierung zum Thema.

Mit freundlichen Grüßen
Gwendolyn Stilling

Pressesprecherin

Positionspapier zur aktuellen Situation in der Arbeitsmarktpolitik

Gerne machen wir auf das Positionspapier unsere Kolleg*innen der Landesfachstelle berufliche und soziale Integration der Suchtkooperation aufmerksam.

Als Landesfachstelle berufliche und soziale Integration der Suchtkooperation NRW unterstützen wir auf Landesebene für Nordrhein-Westfalen die Träger von Arbeitsmaßnahmen für Menschen mit Suchterkrankungen.

Wir organisieren und koordinieren seit dem Jahr 2016 den Arbeitskreis, in dem sich die Träger zusammengeschlossen haben, die spezielle und vielfältige Angebote an Arbeitsmaßnahmen für Bürgergeld beziehende Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen vorhalten.

Einen guten Einblick in die Tätigkeitsbereiche der Arbeitsprojekte für die Zielgruppe der Suchtmittel konsumierenden Menschen bietet die Broschüre „Seitenwechsel02“, die Sie über den folgenden Link im PDF Format herunterladen können.

In den letzten Jahren erfolgten faktisch Kürzungen im Eingliederungstitel für die Arbeitsmarktförderung. Das ist der Anlass für das „Positionspapier zur aktuellen Situation in der Arbeitsmarktpolitik“, welches wir Ihnen in der Anlage dieser E-Mail zusenden.

Das Positionspapier können Sie auch über unsere Webseite herunterladen.

Gerne stehen wir als „Landesfachstelle berufliche und soziale Integration der Suchtkooperation NRW“ mit dem „AK der Arbeitsmaßnahmen für Menschen mit Suchterkrankungen in NRW“ für einen inhaltlichen und fachlichen Austausch zur Verfügung.

Essay_08 März

Die Ursprünge des internationalen Frauentags finden sich 1908 in den USA. Die Frauenorganisation der Sozialistischen Partei Amerikas riefen den „Frauentag“ ins Leben. Es wurde für das Frauenwahlrecht demonstriert. Der Tag verbreitete sich im Laufe der Jahre auch in Europa und wurde 1975 weltweit von der UNO institutionalisiert. (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung)

116 Jahre später: Der internationale Frauentag steht für die Gleichstellung von Frauen und den Schutz vor Gewalt gegen Frauen und bleibt in seiner Existenz relevant. Grundsätzlich. Und auch in Bezug auf drogengebrauchende Frauen, frauenspezifische Suchthilfeangebote und Schutzräume für Frauen.

Die Studie „Frauen in Drogenszenen“ von Christiane Bernard aus dem Jahr 2013, sowie einrichtungsbezogene Daten der Basisdokumentation von ragazza e.V. von 2021 belegen das mit erschreckenden Zahlen. „Nach Bernard geben 72% an, im letzten Monat Gewalt erfahren zu haben. Unter den befragten Besucherinnen der Anlaufstelle ragazza e.V. gaben 57% gegenwärtige sexuelle Gewalterfahrungen und 73% gegenwärtige physische Gewalterfahrungen zum Befragungszeitpunkt an. Insbesondere die life-time Gewalterfahrungen sind bei den befragten Besucherinnen des ragazza e.V. besonders hoch: so erlebten 95% körperliche und 98% sexuelle Gewalt in ihrem Leben“ (Korte-Langner, S. 43)

Gewalt gegen Frauen beginnt jedoch nicht „erst“ mit körperlicher oder sexualisierter Gewalt oder gar einem Femizid. Sie beginnt mit einer abwertenden und frauenverachtenden Haltung. Mit Aussagen wie „Heul nicht, wie ein Mädchen“ der Objektifizierung von Frauen und einem sexualisierten Frauenbild.

Die Frage ist, wie diese Haltung aufgelöst werden kann. Ein sensibler Blick auf Sprache und eine differenzierte Berichterstattung wäre ein Anfang. Es sollte von Femiziden anstelle von „Familiendramen“ oder „Beziehungstaten“ gesprochen werden. Und: Bei der Berichterstattung über sexualisierte Gewalt darf keine Täter*innen-Opfer-Umkehr stattfinden. Es darf nicht die Verantwortung der Frauen sein, dafür zu „sorgen“, dass sie keine Opfer werden. Die Verantwortung liegt bei den Täter*innen! Es liegt nicht am vermeintlich zu kurzem Rock, am schlecht beleuchteten Heimweg oder am Konsum von Alkohol und Drogen. Es – liegt – an – den – Täter*innen!!! Und die Haltung der Gesellschaft ist beeinflussbar. Eine sensible, differenzierte Berichterstattung hat maßgeblichen Einfluss auf die Betrachtungsweise der Gesellschaft auf solche Taten.

Die Gleichstellung aller Geschlechter funktioniert nur, wenn alle Geschlechter mitwirken. Das Rollenbild von (toxischer) Männlichkeit, das zu Gewalt führt, und die Vorstellungen in der Gesellschaft von „männlichem“ Verhalten müssen aufgelöst werden. Dennoch ist es eine Tatsache: Über 80 Prozent der Gewaltstraftaten in Deutschland werden von Männern begangen. (vgl. Deutschlandfunk) Es geht um Macht, Kontrolle, Besitzansprüche, Gewalt als hilflose Reaktion und erlernte Verhaltensmuster.

Aus diesem Grund und solange das Patriarchat nicht abgeschafft ist, braucht es Schutzräume für Frauen, insbesondere für drogengebrauchende Frauen, die besonders vulnerabel sind und ein erhöhtes Risiko haben, patriarchale Gewalt zu erleben.

Und noch mehr: Es braucht Schutzräume für alle, die von patriarchaler Gewalt betroffen sind.

Zum Abschluss noch ein kurzer Exkurs zum Namen „internationaler Frauentag“. Er ist historisch geprägt. Mit Betrachtung auf die Entwicklung und den Stand „Heute“ und mit besonderem Augenmerk auf sexuelle und geschlechtliche Vielfalt und mit Blick auf intersektionalen Feminismus, wirkt der Name überholt. Der Tag widmet sich Frauen. Allen Frauen. Aber eben auch allen Menschen, die von patriarchaler Gewalt betroffen sind. (Spoiler: das können auch Männer sein.)

Hinweis:

Opfer von sexualisierter Gewalt können anonym die Spuren der Gewalttat sichern lassen, damit möglichst zeitnah nach der Tat die Spuren gesichert werden. Ganz unabhängig von einer Strafanzeige. Mehr Infos dazu finden Sie hier.

Quellen

Bundeszentrale für politische Bildung (2020): 8.März: Internationaler Frauentag https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/287033/8-maerz-internationaler-frauentag/, zuletzt geprüft: 04.03.2024.

Deutschlandfunk (2018): Mann: Täter, Frau: Opfer. Wie Geschlechterrollen unser Verhalten bestimmen https://www.deutschlandfunkkultur.de/mann-taeter-frau-opfer-wie-geschlechterrollen-unser-100.html zuletzt geprüft: 04.03.2024.

Korte-Langner (2023): Drogengebrauchende, der Sexarbeit nachgehende Frauen – von der Notwendigkeit frauenspezifischer Schutzräume. In: Lieb, C.; Stöver, H. (Hrsg.): Gender.Frau.Sucht. (S. 39-50).